Inmitten von jungen Menschen sitzt dieser Herr an einem großen Gemeinschaftstisch. Mit einer Bibel. Interessant, denke ich, ein mögliches Gesprächsthema. Ich will nicht lang zögern.
Eine Zeit voller interessanter Gespräche beginnt. Ich erfahre einiges über sein Leben, lerne neues und freue mich immer wieder, dass ich mich dazu überwunden habe. Nicht nur wegen seiner wundervollen Geschichte, sondern auch wegen eines Satzes, den er irgendwann mal zu mir sagt: „Wissen Sie, ich war am Anfang ein wenig skeptisch und wusste nicht so recht was ich mit dem Projekt anfangen soll. Nun bin ich dankbar, da ich merken darf, welch glückliches Leben ich doch hatte.“ – JH

 

Midst of young people sits a man with a bible in his hands. Interesting, I think to myself, someone to talk to who might has something to say. I didn’t hesitate for long, and that’s how an interesting conversations started. He shared his tale, whereas I listened and learned. I was glad having made the first step. Not only for his beautiful story, but because of one sentence he told me: “You know, in the beginning I was skeptical and I wasn’t sure what to think about the project, but now I am grateful. Because of it I have come to the realization that I have been living a happy life.” – JH

 

Glück und Glückserlebnisse

Das Wort Glück ist für mich fast ein Tabuwort. Als Skeptiker glaube ich nicht so recht daran, weil zu flüchtig und oft erst nach Jahren als Glück wahrgenommen. Doch es gibt ein glückliches Leben (nicht weitersagen!).
Mein Leben ist reich, mit finanziellem Auskommen in Bescheidenheit und einer Frau, die sich um alles kümmert.

Trotzdem: Zufriedenheit ist mir zu wenig, sie verleitet zu Passivität, schlimmer noch zu Selbstzufriedenheit, einer Perversion, die mich verärgert.

Happiness and Experiences of Happiness

The word happiness is almost a taboo word for me. As a skeptic I don’t really believe in it, it slips away so quickly and won’t be taken as happiness or luck for years until you realize that this is it. Nevertheless, there is a “happy” life (don’t tell anyone!). My life is rich, with financial subsistence in modesty and a wife, who cares about everything.

However, contentment is not enough for me, it leads to passivity, no, even worse to complacency, a perversion, which upsets me.

 



GLÜCK – ZAUBER DES AUGENBLICKS

Glückserlebnisse zu vermitteln setzt die Imagination des Lesers voraus.

Ich erinnere mich sehr gut an eine Skitour in meinen frühen Jahren auf der Schwäbischen Alb. Wir wohnten direkt am Wald und ganz allein zog ich los, quer durch den Wald immer weiter, bis ich nicht mehr wusste, wo ich mich befand. Der Langlauf bereitete mir Mühe und ich kam erst spät in der Nacht zurück. Meine Eltern waren in Sorge. Das Glück war die Einsamkeit und die Rückkehr aus der Schneewüste und der Dunkelheit des Waldes.
Wie ich überhaupt nach Hause fand ist mir ein Rätsel.

Als ich zu dieser Zeit in einer Heidenheimer Stein- und Offsetdruckerei in die Lithografie-Lehre ging, bekam ich einmal den Auftrag, eine Faltschachtel aus der Produktion des Hauses vergrößert nachzuzeichnen. Fast die ganze Nacht habe ich zu Hause daran gearbeitet, mitsamt einem Text zur Gebrauchsanweisung. Es gab keinen Pfennig dafür. Auch meine Arbeit bekam ich nicht zurück, diesen frühen Warhol.
Vielleicht wäre daraus etwas zu entwickeln gewesen.

NOT TO BE HAPPY ABOUT

Massel: (Glücksempfinden, unerwartetes Glück) punktuelles Glück. Massel gab es immer wieder. Während meines Studiums ging ich für ein Jahr nach Paris. Nach langer Suche kam ich glücklicherweise bei einem Maler und seiner charmanten Frau unter. Ein helles Zimmer, als Atelier geeignet, und Kontakte zu allerlei Kreisen. Die Verbindung blieb ein Leben lang. Mit guten Französischkenntnissen lernte ich ein paar Jahre später Franzosen Jean Degrolle in der Münchner Akademie kennen (der Tipp kam von einem Malerkollegen – Zufall oder nicht?). Von ihm kam der Rat – ich war in einer persönlichen Krise – nach Spanien und Marokko zu reisen. Nach Schwierigkeiten gelang ich in Toledo zu Farbe, in Marokko erlebte ich im Land der Berber Situationen des Friedens wie sonst nirgends zuvor.

Als Skeptiker (Pessimist) frage ich mich ob es Glück überhaupt gibt. Im Rückblick hole ich Erinnerungen hervor und werde mir bewusst, dass sich je nach Altersstufe die Vorstellung vom Glück ändert. Aus diesem Grund fragte ich mich nicht, ob ich glücklich bin, nicht einmal, ob ich mich mit diesem Lebenswandel zufriedengeben soll.

Was lässt sich nun in einem kurzen oder langen Leben erreichen? Das Leben ist eine Zwischenlösung. Beim „Ableben“ gibt es ein Zwischenzeugnis, und vielleicht für die Reichen, also auch für mich, die Rechnung.

Aus dem Abstand dieser verflossenen Zeit war alles Glück dann und wann ein Jammertal.

HAPPINESS – ENCHANTMENT OF THE MOMENT

Imparting moments of happiness requires the imagination of the reader.

I still remember very well a ski tour in my early years in the Swabian Albs. We lived close to the forest and I took off on my own, across the forest always further, until I didn’t know anymore where I was. The cross-country skiing had been a pretty difficult task as I came back late at night. My parents were worried. Happiness was the loneliness and the return out of the wilderness of snow and the darkness of the forest.
How I found my way back home is still a mystery.

During that same time, I went to a litograph- and offset printing plant for lithography apprenticeship. There I once got an order to draw a scaled up model of a house that was in production. I worked on it almost the whole night, together with a instruction manual. I didn’t get one penny for it. I didn’t get my work back, this early Warhol.
Maybe something would’ve evolved out of it.

NOT TO BE HAPPY ABOUT

“Massel”: (perception of happiness, unexpected good fortune) occasional happiness. There was “Massel” again and again. During my studies I went to Paris for a year. After a long time of search, I fortunately found accommodation at a painter’s and his charming wife’s house. A light room, appropriate for an atelier, and contacts to all kinds of people. The relation was for a lifetime. With good knowledge of French, some years later I got to know the French painter Jean Degrolle at the Munich Art Academy (This tip came from a painter colleague – Coincidence or not?). He advised me – as I was in a personal crisis – to travel to Spain and Morocco. After difficulties I got to blossom in Toledo, in Morocco in the land of the Berber I experienced moments of peace, like nowhere else before.

As a skeptic (pessimist) I ask myself if happiness exists at all? In retrospect, I evoke some memories and realized, that happiness changes depending on different age groups. Due to this reason I didn’t ask myself if I was happy, not even, if I should be content with this way of living.

What is it that one can accomplish in this short or long life? Life is a temporary solution. At “demising” there is an interim reference, and maybe for the rich, so also for me, the bill.

From the distance of this elapsed time everything was happiness now and then a vale of tears.

 

 


 

Über Gerhard

Erinnerungen an seine jungen Jahre und ein paar Ratschläge an uns junge Menschen

„Erfahrung sagt gar nichts. Man kann auch 30 Jahre etwas falsch machen.“ (Erich Kästner, zitiert in der SZ)

Ich habe Malerei studiert. In jungen Jahren macht man sich vielleicht nicht so viele Sorgen darüber, dass man nicht auskommt. Ich hatte oft Momente im Leben, in denen ich kein Geld hatte. Man wurschtelt sich halt durch. Die Malerei war schon irgendwie ein Talent und wenn man einen Auftrag hat, dann geht das schon, man muss aber auch fleißig sein. Das allein reicht aber nicht.

Um mich über Wasser zu halten, arbeitete ich in einer Druckerei. Manchmal war das sehr schwierig, es schien wie verlorene Zeit, wenn es Routine ist… Da ist eine Woche sehr lang, zugleich kann eine Woche aber auch sehr kurz sein, wenn du das machst, was du magst.

Ich habe wundervolle Erinnerungen an die Zeit in Paris. Wenn man dort lebt, ist es irgendwie ganz normal künstlerisch angehaucht zu sein. Man sitzt sehr viel im Café – da spielt sich das Leben ab. 

Wenn ich irgendwo war dann bin ich länger geblieben, es war ein ganz anderes Gefühl. Ich habe längere Zeit in Frankreich, Kanada und Spanien gelebt, das hat mich glücklich gemacht. Wenn sich die Möglichkeit ergab, bin ich immer länger an einem Ort geblieben.

Ich empfehle, sich in jungen Jahren einiges anzugucken, dann hat man später nicht mehr das Bedürfnis und man ist ja auch gesundheitlich besser drauf – nutzen Sie die jungen Jahre aus.

Damals in Paris habe ich einen Pianisten getroffen, er meinte er ginge nach London und ich bin dann einfach mit – das macht man in jungen Jahren – einfach spontan sein.

Gerne erinnere ich mich an ein Zitat von Jacobssen Robert: „Wenn man jung ist, ist man Zeitmillionär.“ Sie sollten sich als junge Menschen glücklich schätzen, dass Sie noch so viel Zeit haben. Im Alter ist es wichtig, dass man mit der Zeit umgehen kann, die meisten Leute leben in dieser Hektik…Man muss die Zeit nutzen, die man für sich hat… das muss man können. Zeit für sich selbst bewusst nutzen, ist besser als seine kostbare Zeit mit Menschen zu verbringen, die es nicht wert sind.

About Gerhard

Memories from his young years and some advice for us young people.

“Experience doesn’t say anything. You can also do wrong for 30 years.” (Erich Kästner, quoted from Süddeutsche Zeitung)

I studied painting. In young years you don’t worry that much if you don’t get along. Often I had moments in life, when I didn’t have enough money. You muddle yourself through. Painting somehow was a talent and when you have an order, then it is okay, but you have to be diligent. But this alone is not enough.
To make ends meet, I worked at a printing plant. Sometimes that was very difficult, it seemed like lost time, when it is routine… A week can be very long, but at the same time a week can be very short, if you do what you like.

I have wonderful memories of my time in Paris. When you live there, it is very normal to be breathed on artistically. You sit in cafés a lot – this is where life takes part.

Whenever I was somewhere I stayed longer, it was a whole different feeling. For a longer time I lived in France, Canada and Spain, this made me happy. When there was the possibility, I stayed longer at one place.

I recommend, visiting many places in younger years, then later you don’t have the need anymore. Plus you feel better health wise – use the young years.

Earlier in Paris I met a pianist, he said he was going to London and I tagged along – this is what you do in young years – just be spontaneous.

I like to remember one quote from Jacobssen Robert: “When you are young, you are time millionaire.” You as young people should consider yourself lucky that you still have that much time. In older age it is important to deal with time, most people live in hectic… You should use the time that you have for yourself… this is what one has to learn. Be aware of time and use it for oneself, is better than spending this valuable currency for people that are not worth it.

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